Liebe Freundinnen und Freunde, ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Pfingstfest. Möge der Heilige Geist über Sie kommen!
Pfingstsonntag
Jesus hauchte sie an und sagte: Empfanget den Heiligen Geist
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes, Kap. 20, 19-23
Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten
Predigt
Wir feiern Pfingsten. Als ich anfing, über das Pfingstfest ein wenig nachzudenken, kamen mir erstaunliche Erkenntnisse. Mir scheint: Das allerwichtigste Fest der Christenheit ist eben genau Pfingsten. Aber es steht im Schatten von Weihnachten und Ostern. Warum ist das wohl so?
Ich denke: das hängt damit zusammen, dass man sich bei Weihnachten sehr viel vorstellen kann. Anschauliches: die Krippe, Maria, Josef, die Hirten, die Schafe, die Engel. Es ist besonders ein Fest für Kinder. Sie können schauen und staunen. Schwieriger ist es bei Ostern. Man kann sich den Auferstandenen vorstellen, vielleicht auch das leere Grab, die Frauen am Grab. Aber gerade das Schauen des Auferstandenen ist doch für den nüchternen, kritischen, modernen Menschen etwas schwierig.
Und bei Pfingsten wird es erst recht schwierig, sich das Geschehen vorzustellen. Man kann es nicht so leicht bebildern, malen. Die Feuerzungen sind Symbole für das Eigentliche. Das Eigentliche ist nämlich unsichtbar. Pfingsten geht über das Schauen hinaus. Das Fest verlangt unser Denken. Und wenn wir beginnen, über das Pfingstfest ernsthaft nachzudenken, dann erkennen wir vielleicht, dass Pfingsten das größte und folgenschwerste der drei Feste ist. Denn das Pfingstfest ist der Anfang der Veränderung der Menschheit und ihrer Geschichte. Machen wir uns klar. Nach menschlichem Ermessen hätte die Verkündigung des Reiches Gottes mit dem Tod Jesu zu Ende sein müssen. Wenn der Meister tot ist, ist der Traum vom Reich Gottes, den Jesus den Seinen verkündete, aus und vorbei. Die Jünger hatten Jesus meist nicht ganz richtig verstanden. Sie hatten gestritten, hatten geträumt von hohen Posten, hatten Jesus dann sitzen lassen, nur einer stand unter dem Kreuz. Sie hatten sich versteckt, sind geflohen.
Und doch ist erstaunlicherweise die Sache Jesu erst nach seinem Tod richtig angesprungen. Das ist der heilige Geist. Und es blieb nicht nur bei dem kleinen Kreis von Jesusanhängern. Der Kreis wuchs. Und er wuchs trotz schweren Verfolgungen, theologischen Diskussionen. Seltsamerweise waren die Feiglinge plötzlich mutig. Seltsamerweise ist die Sache Jesu dann angesprungen. Jesus hatte ihnen den heiligen Geist versprochen. Vermutlich wussten sie gar nicht, was er mit Heiligem Geist meinte. Und über den Weg in die Kulturzentren der damaligen Welt machte das Evangelium dann eine Kulturrevolution, über Korinth, Ephesus, Athen und Rom. Zunächst waren es eher kleine, arme Leute, aber dann sprang es über auf die Intelligenzia.
Und ich vertrete die Ansicht: Auch Menschenwürde und Menschenrechte, Solidarität mit Armen und Schwachen, Rechtsgleichheit haben ihre Wurzeln in dem Denken Jesu. Europa und die westliche Welt wären ohne den heiligen Geist anders.
Was heißt das für uns heute? Die Öffentlichkeit ist seit ein paar Jahren geprägt von Vorwürfen gegen Christen. Zuletzt war es der sexuelle Missbrauch, früher waren es mehr Frauenunterdrückung, Kreuzzüge, Religionskriege. Viele Vorwürfe sind berechtigt. Aber über die Vorwürfe übersehen wir das Wunder, dass Jesus von Nazareth und der heilige Geist einen großen Teil der Welt und ihrer Kultur geprägt haben und prägen.
Was heißt das für uns heute? Ich denke, wir sollten oft und regelmäßig beten: „Veni sancte spiritus et emitte coelitus lucis tuae radium“. Oder auf Deutsch: „Komm Schöpfer Geist kehr bei uns ein“. Schauen wir im Gotteslob. Einige westliche Kulturpräger hatten Zeit für den heiligen Geist, sie ließen ihn herein, sie schwiegen, um ihn zu hören. Denken wir etwa an Robert Schumann, den Vater des modernen Europa. Wenn wir heute eine kulturelle Wende in unseren Tagen wünschen, müssen wir kräftig Pfingsten feiern und den heiligen Geist mitnehmen in die vielen Sonntage nach Pfingsten. Wenn eine gelungene Papstwahl in 24 Stunden möglich ist, zeigt sich, dass der heilige Geist sogar um den Vatikan keinen Umweg macht. Vielen Medien aber fehlt leider Heiliger Geist. Viele verführen die Menschen rund um den Globus. Ob es die künstliche Intelligenz besser macht? Bleiben wir in der Runde derer, die um den heiligen Geist bitten und flehen. Wir werden nicht enttäuscht werden. Amen.
Apostelgeschichte, Kap. 2, 1-11
Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie waren fassungslos vor Staunen und sagten: Seht! Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadokien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Kyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter und Araber - wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden
Fürbitten
Herr Jesus Christus, wir bitten dich inständig um den Heiligen für uns selbst aber vor allem für die ganze Kirche und die ganze Christenheit. Schenke ihr einen neuen Frühling. Christus höre uns.
Herr Jesus Christus, wir bitten dich um den Heiligen Geist für alle Männer und Frauen in Politik, Wirtschaft und in den Medien. Zeige ihnen ihre Verantwortung und schenke ihnen ein wenig Angst vor dem Richter, vor dem sie einmal Rechenschaft ablegen müssen. Christus höre uns.
Herr Jesus Christus, schenke heute deinen Heiligen Geist allen Menschen, die in Krise sind, in der Ehe, in der Suche nach dem Sinn ihres Lebens. Christus höre uns
Herr Jesus Christus, schenke auch Papst Leo und allen Kirchenverantwortlichen deinen heiligen Geist. Gib dass sie voll Vertrauen auf Deine Hilfe ihre pastorale Arbeit tun. Christus höre uns.
Eberhard von Gemmingen
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