Fest der Taufe des Herrn – nach Lukas
Christus wird euch mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen
Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas, Kap. 3, 15-16, 21-22
Das Volk war voll Erwartung und alle überlegten im Herzen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus sei. Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Es geschah aber, dass sich zusammen mit dem ganzen Volk auch Jesus taufen ließ. Und während er betete, öffnete sich der Himmel und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.
Predigt
Ich möchte mit Ihnen zwei Sätze aus dem heutigen Evangelium bedenken. Der eine lautet: Das Volk Israel überlegte, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus, der Messias sei.
Der andere Satz lautet: Johannes sagt: Ich taufe euch nur mit Wasser, Christus aber wird euch mit heiligem Geist und Feuer taufen.
Woher kommt es, dass das Volk Israel damals fragte, ob Johannes der Täufer nicht selbst der Christus, der Messias sei? Offenbar lag damals eine große Erwartung in der Luft: Der Messias, der Erlöser kommt bald. Denn die politische und gesellschaftliche Stimmung im Volk Israel war schlecht. Das Land war von den Römern besetzt. Es gab viele Aufstände. Man denke nur an Barabbas, der nicht hingerichtet wurde, weil das Volk brüllte, Jesus solle hingerichtet werden. Das Volk erwartete den Messias auch als politischen Befreier. Er sollte befreien von der Herrschaft des Kaisers in Rom und vom Tyrannen Pilatus. Das Volk Israel verstand sich ja als auserwähltes heiliges Volk Gottes, das eigentlich frei und unabhängig sein sollte. Die römischen Soldaten sollten verschwinden. Und Johannes der Täufer war auch für seine Zeitgenossen eine exotische Figur mit seinem Aufruf zur Umkehr. Manche dachten, er meine auch einen politischen Umsturz.
Und nun erlaube ich mir einen Sprung in unsere Zeit. Wir sind vielleicht ähnlich bewegt von der weltpolitischen Lage und erwarten einen Erlöser. Wir haben Angst vor den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten, von der Spannung zwischen den USA, Russland und China, von der kommenden Wahl in Deutschland, von vielen schwachen Regierungen in Europa, von seltsamen Allianzen.
Vielleicht sollten wir als Christen uns daher auch fragen: Was steht eigentlich hinter all diesen Konflikten? Was sind die tieferen Ursachen? Können wir vielleicht von unserem Glauben an Gott die Weltlage anders beurteilen als Nicht-Glaubende? Manche fragen vielleicht: Hat Gott die Welt vergessen? Oder will Gott uns Christen gerade durch die Dramen der Zeit aufwecken und uns zurufen: Erhebet endlich die Augen. Will Gott uns vielleicht andeuten: Solange ihr euch im Western nur um euer materielles Wohlergehen kümmert, und euch der Hunger in vielen Ländern gleichgültig ist, läuft bei euch vieles schief. Habt ihr nicht in der großen Mehrheit mich – Euren Herrn und Gott, Euren Schöpfer - vergessen? Haltet ihr mich und das Gebot der Nächstenliebe für überflüssig? Solange das so ist, kann ich euch nicht helfen. Ist das Drama der Zeit nicht vielleicht der Höhepunkt einer Gottlosigkeit? Ist die größte Not nicht schon seit Langem, dass ihr die Zentralfrage humanen Lebens vergessen habt: Die Frage nach Gott. Sicher muss man auch unterscheiden zwischen demokratischen und diktatorischen Ländern, zwischen relativ reichen und bettelarmen Ländern. Aber die Länder, in denen die meisten Menschen jährlich wohlhabender wurden, weitere Reisen machten, aber weniger Kinder bekamen – diese Länder hätten in ihrer reichlichen Freizeit die Frage nach Gott aufwerfen können und müssen. Vielleicht ist der Grund der großen Angst vor der Zukunft, dass die wohlhabende Welt Gott vergessen hat. Gewählt werden vor allem Parteien, die mehr Geld versprechen. Parteien, die auf Solidarität und Nächstenliebe verweisen, würden verlacht und verlören Wähler. Wo finden wir heute einen Johannes den Täufer, der auf einen Messias verweist und selbst für einen Messias gehalten wird?
Und damit komme ich noch zu dem zweiten Satz von Johannes dem Täufer: Er, der Christus, wird euch mit Geist und Feuer taufen.
Blicken wir zurück in die Geschichte: Christus hat seit seinem Tod und seiner Auferstehung unzählige Menschen mit Geist und Feuer getauft. Das begann mit den feigen Aposteln. Sie wurden plötzlich mutige Verkünder, sonst gäbe es heute keine Kirche. Drei Jahrhunderte lang wurden Jesusanhänger verfolgt und ermordet. Sie waren getauft mit Geist und Feuer und haben sich nicht unterkriegen lassen. Eines Tages erkannte sogar Kaiser Konstantin: Die Christen sind resistent, sie sind Salz der Erde, Licht der Welt. Und dann versuchten Kirchen und Staatsleute ein Gemeinwesen auf den Regeln der Bergpredigt aufzubauen, mit Geist und Feuer. Das ging zwar immer wieder mal schief, aber trotz aller Sünden und Stürme, ging das Schiff Petri nicht unter, obwohl viele Petrusnachfolger eitle Tröpfe waren und die Leute im Boot Feiglinge. Es ist schon seltsam, dass die kleine Herde bis heute überlebt. Und sie sollte heute vielleicht lauter den Mund aufmachen gegen den Materialismus und gegen eitle Machthaber, wie immer sie heißen. Es gibt auch heute den Geist Jesu Christi und sein Feuer. Nur müssen wir ihn in uns selbst wachhalten. Amen
Apostelgeschichte Kap. 10, 34-38
In jenen Tagen begann Petrus zu reden und sagte: Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist. Er hat das Wort den Israeliten gesandt, indem er den Frieden verkündete durch Jesus Christus: Dieser ist der Herr aller. Ihr wisst, was im ganzen Land der Juden geschehen ist, angefangen in Galiläa, nach der Taufe, die Johannes verkündet hat: wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und mit Kraft, wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm.
Fürbitten
Herr Jesus Christus, wir bitten dich für die Machthaber rund um den Globus. Gib ihnen den Heiligen Geist, damit sie erkennen: Auch sie müssen eines Tages vor Dir Rechenschaft über ihr Tun ablegen. Christus höre uns.
Herr Jesus Christus, wir bitten dich für die Menschen im Nahen Osten und in der Ukraine. Schenke ihnen Frieden und Ruhe, nimm ihnen die Situation der Angst. Christus höre uns
Herr Jesus Christus, schenke allen Verantwortlichen der Religionen deinen heiligen Geist, damit sie erkennen, welche Macht und Möglichkeiten sie haben für die Leitung ihres Volkes. Christus höre uns
Herr Jesus Christus, schau auf alle Menschen, die jetzt mit dem Tod ringen. Zeige ihnen deine Nähe und deinen Trost. Christus höre uns.
Eberhard von Gemmingen |