So schlimm Missbrauchsfälle für Opfer, aber auch für Täter sind, darf dieses
Problem nicht das wichtigste der Amtskirche sein. Nicht die Missbrauchstäter
sind das Problem der katholischen Kirche, sondern ihre Strukturen. Seit 1960
haben schätzungsweise 100 000 Priester wegen Bruch des Gelübdes ihre
Berufung aufgegeben. Hinter jedem dieser Priesterschicksale verbergen sich
Gewissensbisse, Tränen, Zukunftsängste und schlaflose Nächte, Ein Mensch,
an den niemand denkt und der in Liebe an keinen denken darf, wird seelisch
krank. Jeder Mensch braucht, um Freude am Leben zu haben, ein „DU“ in dem
sich Gott verkörpert. Was würde die katholische Kirche durch die Aufhebung der
Pflicht zum Zölibat verlieren? Vielleicht Einfluss, Macht und Reichtum! Was würde
sie gewinnen? Ganz bestimmt: Glaubwürdigkeit, Ehrlichkeit, Verständnis,
Menschlichkeit und Liebe!
Ilse Sixt