Vater und Opa in der NSDAP (gedruckt)
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- von Roland Klose
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Ich kann Sigmar Gabriel (SPD) gut verstehen, wenn er das Verhältnis zu seinem 2012 verstorbenen Vater, Walter Gabriel (NSDAP-Mitglied), in einem TAZ-Interview näher definiert und als schwierig bezeichnet. Ich war in einer ähnlichen Situation. Mein 1986 verstorbener Großvater, Josef Keggenhoff, hat bis zu seinem Tod mit mir unter einem Dach gewohnt. Er war auch NSDAP-Mitglied und wurde im Polizeidienst des Sicherheitsdienstes (SD), einer Unterabteilung der SS, eingesetzt. In dieser Funktion arbeitete er in Polen, Russland und Frankreich von 1939 bis 1945. Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte, sollte er eine Villa in Marseille geschenkt bekommen. Mein Großvater war nie verwundet und nie in Kriegsgefangenschaft. Kurz vor Kriegsende ist er geflohen und hat sich zu Hause auf dem Dachboden versteckt. Aus Gesprächen und Diskussionen mit ihm weiß ich, dass er Täter war und seine Taten auch wirklich bereute. Er musste sich aber nie vor einem Gericht dafür verantworten. Ich habe meinen Großvater nach einem schweren Herzinfarkt 1986 weinerlich im Krankenhaus leiden und sterben sehen. Ich habe meinen Frieden mit ihm geschlossen.
Ich war und bin mein ganzes Leben überzeugter Antifaschist gewesen. Bis 2006 war ich sogar aktives Parteimitglied und Landtagskandidat der WASG (Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit). Den NSU-Terror und das Erstarken der Neonazis in Deutschland sehe ich mit großer Sorge. Ein NPD-Verbotsantrag des Deutschen Bundestages ist zwingend notwendig. Wir und diese unverbesserlichen Nazis müssen unbedingt aus unserer problematischen Geschichte lernen. Diesbezüglich sehe ich mich mit Sigmar Gabriel auf einer Wellenlänge.
Roland Klose, Bad Fredeburg