Markus Söder, der letzte Kreuzritter
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- von Roland Klose
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Das Kreuz mit der katholischen Kirche oder gar mit Markus Söder höchstpersönlich? Als ich noch ein Junge war, da hing das Kreuz wie selbstverständlich in meinem Klassenzimmer der Marien-Volksschule in Sundern im Sauerland. Und vor jedem Unterricht wurde natürlich gebetet. Die Sonntagsmesse und die wöchentliche Schulmesse waren einfach Katholikenpflicht. Wer die Schulmesse schwänzte, das wusste unser Pfarrer und Religionslehrer, Walter Friederich, ganz genau, weil er jedes seiner Schäfchen während der Schulmesse mit Argusaugen beobachtete und auch persönlich kannte. Als einmal ein Schüler ihm ein Pornobild an die Haustür seines Pfarrhauses klebte, war das sogar der Anlass für eine Predigt, um dem Übeltäter nachhaltig ins Gewissen zu reden. Und im Beichtspiegel der katholischen Kirche stand damals: "Hast du etwas Unkeusches getan? Allein oder mit Anderen?" Der Einfluss der katholischen Kirche war zu meiner Zeit gesellschaftlich gesehen noch riesengroß. Von der Kanzel der Kirche gab es sogar Wahlempfehlungen für die Bundestagswahl, wen ein katholischer Christ überhaupt wählen durfte: CDU oder CSU - wegen des C`s für christlich. Ab dem Jahr 1969 änderte sich das schlagartig, als der Sozialdemokrat Willy Brandt Bundeskanzler wurde.
Der Einfluss der katholischen Kirche in unserer Zeit ist dagegen auf ein Minimum geschrumpft. Im ländlichen Raum, speziell in meinem Hochsauerland, liegt der sonntägliche Kirchenbesuch bei gerade einmal 10% der Kirchenmitglieder und die Wahlbeteiligung bei Pfarrgemeinderats- und Kirchenvorstandswahlen sogar unter 10%. Seit dem sexuellen Kindesmissbrauchsskandal in der katholischen Kirche wird die Kirche nämlich mit anderen Augen gesehen und von vielen gläubigen Menschen gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Die sog. Kirche der Armen gibt es nur auf dem Papier und bei Papst Franziskus. In Wirklichkeit ist die katholische Kirche in Deutschland reich - stinkreich. Das stinkt zum Himmel.
Und in dieser fatalen Situation riskiert ausgerechnet Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) einen weiteren folgenschweren Kulturkampf im Wahlkampf, in dem er demonstrativ und provokant in Bayerns Amtsstuben die Kreuze aufhängt. Kruzitürken, was soll das? Will Söder so ein Zeichen gegen den zunehmenden Moscheebau in Deutschland setzen und der AfD, der Alternative für Deutschland, auf diesem Wege ein paar Prozentpunkte abjagen? Wenn der Schuss nicht nach hinten losgeht. Für mich persönlich ist Markus Söder damit der letzte Kreuzritter.
Roland Klose, Bad Fredeburg