Der Fall Skripal - ein Fall für James Bond? (gedruckt)
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- von Roland Klose
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Der Nervengiftanschlag auf den Ex-Doppelagenten Sergei Skripal und Tochter Julija im englischen Salisbury wird zum weltweiten Politikum und zur "Russland-Krise". Die USA, Australien, Deutschland und viele weitere EU-Staaten weisen mittlerweile russische Diplomaten aus, um so ihre Solidarität mit Großbritannien auszudrücken. Ein "Vereinigtes Königreich", das den BREXIT beantragt hat und die EU unbedingt verlassen will.
Doppelagenten und Spione wie Skripal leben nun mal gefährlich und das nicht erst seit dem Kalten Krieg (1947-91). Die USA als auch die Sowjetunion sind nie zimperlich mit Doppelagenten und Verrätern umgegangen. So wurde z. B. das US-amerikanische Ehepaar, Ethel und Julius Rosenberg, wegen angeblicher Atomspionage für die Sowjetunion verurteilt und am 19.06.1953 hingerichtet. Oleg Wladimirowitsch Penkowski, Oberst im Militärischen Geheimdienst (GRU) der Sowjetunion, war dagegen der größte Spion des Westens. Als Doppelagent spionierte er für den britischen MI6 und die amerikanische CIA. Am 22. Oktober 1962 wurde er deshalb in Moskau verhaftet und am 19. Mai 1963 erschossen. Penkowskis Verrat hat möglicherweise einen Weltkrieg verhindert. Als Chruschtschow Berlin bedrohte und auf Kuba Raketenbasen bauen ließ, informierte Gewissenstäter Penkowski den Westen sowohl über die politischen Pläne als auch über die militärischen Schwächen der Sowjetunion, so dass Kennedy dementsprechend handeln konnte.
Der Fall Skripal, ein Fall für James Bond? Nein, weil Premierministerin Theresa May zwar keine konkreten Beweise vorliegen, sie aber trotzdem felsenfest davon ausgeht, für den Nervengiftanschlag von Salisbury könne nur Russland verantwortlich sein. Das erinnert mich stark an die Begründung für den Irakkrieg 2003, als die Invasoren ohne UN-Mandat - die USA und Großbritannien - davon ausgingen, Saddam Hussein wäre eine akute Bedrohung für die Welt, da er Massenvernichtungswaffen besitzen würde. Diese wurden jedoch bis heute nicht im Irak gefunden.
Wer ist dieser Sergei Wiktorowitsch Skripal eigentlich? Skripal ist ein ehemaliger Oberst des russischen Militärnachrichtendienstes GRU, Überläufer und Agent des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6. Im Dezember 2004 wurde er als Agent des MI6 enttarnt und in Russland verhaftet. Nach sechs Jahren Haft wurde er im Jahr 2010 vom russischen Präsidenten Dimitri Medwedew begnadigt und gegen zehn vom FBI verhaftete russische Spione ausgetauscht. Seitdem lebt Skripal mit seiner Familie in Salisbury. Warum sollte er angeblich im Jahr 2018 von Russland mit Nervengift ermordet werden, wenn er in Russland bereits im Jahr 2005 als Verräter und Spion hätte hingerichtet werden können? Ich meine, die Welt braucht endlich Beweise von Großbritannien. Und im Zweifelsfall gilt doch in einem Rechtsstaat immer noch die Unschuldsvermutung bis zum Beweis des Gegenteils, oder?
Roland Klose, Bad Fredeburg