Münchner Abendzeitung vom 29.06.2017, laut genios.de, Titel: "2,5 mal so viel Pension wie Rente"
Die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland jammert über ein Defizit in der Rentenkasse von 2,2 Milliarden Euro. Und da bis zum Jahr 2030 die sog. Babyboomer, die geburtenstarken Jahrgänge, in Rente gehen werden und damit den Generationenvertrag in der gesetzlichen Rentenversicherung quasi aushebeln, sinkt das Rentenniveau voraussichtlich von derzeit 48,2% auf 43%, wie dies Altbundeskanzler Gerd Schröder (SPD) mit seiner rot-grünen Bundesregierung im Jahr 2003 beschlossen hatte. Prof. Bernd Raffelhüschen bezeichnet dieses Rentensystem, das die Altersarmut fördert, trotzdem als fair und fordert deshalb eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit, um die Altersarmut wirksam zu bekämpfen.
Das hat mit sozialer Gerechtigkeit rein gar nichts zu tun, weil von einer Absenkung des Pensionsniveaus für Beamte wegen der Babyboomer überhaupt keine Rede ist. Warum auch? Schließlich wird das Pensionsniveau für Beamte im krassen Gegensatz zum Rentenniveau für Arbeiter und Angestellte konstant bei 71,75% gehalten. Kein Wunder, dass Beamte nicht von Altersarmut bedroht sind. Darüber hinaus wird die Beamtenpension vom letzten Einkommen berechnet, die Rente dagegen vom Durchschnittseinkommen des gesamten Arbeitslebens. Deswegen erhalten Beamte in Deutschland durchschnittlich 2,5 mal mehr Pension als die Rentner Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung.
Wer in diesem Zusammenhang von sozialer Gerechtigkeit und einem fairen Rentensystem spricht, der ist in meinen Augen kein Volksaufklärer oder Volksvertreter, sondern ein Volksverarscher. Somit ist auch das Rentenkonzept von SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz nur Sondermüll, weil es lediglich das Rentenniveau auf sehr niedrigem Niveau von 48% stabilisieren will. Emmanuell Macron in Frankreich geht da schon einen Schritt weiter, in dem er die Angleichung der Beamtenpensionen an die Renten verwirklichen will. Richtig so, denn die Lebensleistung von Arbeitern und Angestellten ist auf gar keinen Fall schlechter als die von Beamten.
Gerade weil die Rente ein überlebensnotwendiges Thema ist, was alle früher oder später angeht, muss es im Bundestagswahlkampf 2017 auch heiß von allen Parteien diskutiert werden. Ein sozial gerechtes Rentenkonzept für Arbeiter, Angestellte und Beamte ist daher vonnöten. Deshalb schlage ich hiermit vor, ein einheitliches Renten- und Pensionsniveau von 55% vom Durchschnittseinkommen einzuführen, wie es noch im Jahr 1990 - im Jahr der deutschen Wiedervereinigung - in der gesetzlichen Rentenversicherung gegolten hat. Damals war Norbert Blüm (CDU) Bundessozialminister und die Rente noch sicher. Alles andere hat mit sozialer Gerechtigkeit, einer sog. Leistungsgesellschaft und der Gleichbehandlung der arbeitenden Bevölkerung rein gar nichts mehr zu tun.
Roland Klose, Bad Fredeburg
Bewerten, Kommentieren und Teilen in sozialen Netzwerken und in der Bürgerredaktion: