Ich kann dieses elende Wahlkampfgeschwafel einfach nicht mehr ertragen: "Den Menschen in Deutschland ging es noch nie so gut", "Kinder sind unsere Zukunft" und "Wir müssen mehr in Bildung investieren." Warum? Die Realität ist eine ganz andere. 2,569 Millionen Menschen beziehen in Deutschland Arbeitslosengeld I und sage und schreibe 6,02 Millionen Menschen Hartz IV (Arbeitslosengeld II) - davon 1,6 Millionen Kinder. Dabei stecken Hartz-IV-Kinder zunehmend in der Armutsfalle, obwohl Geld nicht das Einzige ist, woran es unterprivilegierten Kindern mangelt. Es fehlt vor allem an Mut und Glauben. Die Tatsache, dass nur wenige den sozialen Aufstieg schaffen, liegt unter anderem am permanenten Ausgegrenztsein und dem damit verbundenen Pessimismus, sein Schicksal ohnehin nicht mehr ändern zu können.
Hier ist die Politik gefordert, Kinder, welche unsere Zukunft bedeuten, einfach nicht zurückzulassen. Es reicht nicht, von Zeit zu Zeit das Kindergeld zu erhöhen, weil das Kindergeld nun mal auf Hartz IV angerechnet wird. Die Hartz-IV-Sozialleistung zu erhöhen und den Hartz-IV-Empfänger zum x-ten Male zu einem Bewerbertraining zu verpflichten, das sind auch nicht die Lösungen. Hier sind Investitionen in Bildung und in Umschulung von 4,42 Millionen Hartz-IV-Empfängern in tatsächlich gesuchte Berufe für unsere Gesellschaft dringend vonnöten, zumal wir mittlerweile über eine Million gemeldete offene Arbeitsstellen in Deutschland haben und unsere Wirtschaft über einen enormen Fachkräftemangel und einen Mangel an Auszubildenden klagt. Wir können es uns nicht leisten, insbesondere auf 1,6 Millionen Kinder in Deutschland generell zu verzichten.
In dieser Situation verstehen es Millionen von Menschen einfach nicht, wenn uns die Bankenrettung über 500 Milliarden Euro wert war und wir voraussichtlich im Jahr 2017 für Sprachkurse, Aus- und Weiterbildung, die Unterbringung, Verpflegung, Betreuung und die Integration von Flüchtlingen geschätzte 27,6 Milliarden Euro ausgeben wollen, aber Hartz-IV-Empfänger und ihre Kinder leer ausgehen sollen. Ist das noch sozial gerecht, Herr SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz und Frau Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)?
Roland Klose, Bad Fredeburg
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