Ein deutsches Sprichwort besagt, der Hehler sei wenigstens genauso schlimm wie der Stehler. Was bedeutet das in Bezug auf den Giftgas-Angriff mit Sarin in Syrien? Ganz klar, der Sarin- und Waffendealer ist genauso schlimm wie der Commander (zu deutsch: Feldherr), der es im Syrien-Krieg unerlaubt eingesetzt hat.
Und wer war der Chemiewaffen-Dealer im Fall Syrien? Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre lieferten deutsche Firmen wie Schott, Kolb, Heraeus, Gerrit van Delen, Riedel-de Haen und Merck mit Billigung der deutschen Bundesregierung an den Vater des syrischen Machthabers Baschar al-Assad, Hafez al-Assad, zwei komplette Chemieanlagen plus das dafür erforderliche Sarin zum Aufbau syrischer Sarin-Produktion - angeblich ausschließlich für landwirtschaftliche Zwecke. Allein von 1998-2011, dem Beginn des Syrien-Krieges, lieferten deutsche Firmen über 300 Tonnen des Giftgases Sarin nach Syrien.
Wenn jetzt das Entsetzen über den Giftgas-Angriff in Syrien insbesondere vonseiten der deutschen GroKo-Bundesregierung groß ist, weil davon auch unschuldige Kinder betroffen waren, dann ruft das in meinen Augen tiefste Verwunderung hervor. War es nicht das Schädlingsbekämpfungsmittel Zyklon B der Firma Degesch, das für die Vergasung und die Endlösung der Judenfrage in den Konzentrationslagern zum Einsatz kam? Haben wir denn wirklich nichts aus der Geschichte gelernt?
Übrigens, nicht allein der Einsatz des Giftgases Sarin ist ein Kriegsverbrechen, sondern generell jeder Krieg und jede Lieferung von Kriegswaffen in Kriegs- und Krisengebiete. Sarin-Dealer sind in dieser Beziehung vergleichbar mit Drogendealern, die Menschen erst süchtig nach dem Stoff machen und letztendlich in den Tod treiben, während sie sich an dem Elend der Menschen auch noch bereichern. Ganz klar, der Sarin- und Waffendealer ist genauso schlimm wie der Commander, ob er nun Baschar al-Assad, ISIS oder sonstwie heißt. Krieg kann keine Lösung für die großen Menschheitsfragen des 21. Jahrhunderts sein. Krieg verletzt die Menschenwürde, die angeblich laut Artikel 1 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland unantastbar sein sollte.
Roland Klose, Bad Fredeburg
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