Natürlich gibt es Väter, die sich beim Kindesunterhalt "in die Büsche schlagen". Aber dies mit so drastischen Worten einfach zu verallgemeinern, ist in höchstem Maße ungerecht. Warum? Die Höhe der Unterhaltszahlung wird durch die sog. "Düsseldorfer Tabelle" geregelt, die sich am Alter des Kindes orientiert. Der gesetzlich festgelegte Selbstbehalt (Eigenbedarf) von unterhaltspflichtigen und erwerbstätigen Vätern beträgt bei minderjährigen Kindern bis 21 Jahre Euro 1.080 und bei in Ausbildung und im Studium befindlichen Kindern ab 21 Jahren Euro 1.300.
Da es jedoch in unserer "Lohndumping-Gesellschaft" mittlerweile viele Väter gibt, die vom gesetzlichen Mindestlohn leben müssen, können und brauchen diese Väter überhaupt keinen Kindesunterhalt zahlen. Wenn die unterhaltspflichtigen Väter nicht zahlen können, dann springt das Sozialamt ein und zahlt den Kindesunterhalt als Vorschussleistung.
Die Höhe des Kindesunterhalts orientiert sich zwar laut Gesetz an der "Düsseldorfer Tabelle", in der Regel zahlen die Sozialämter aber nur einen Bruchteil dessen, was unterhaltspflichtige Väter eigentlich zahlen müssten. Und noch ein gravierender Unterschied: Sozialämter zahlen den Kindesunterhalt nur max. für Kinder bis 11 Jahre und 364 Tage. Ab dem 12. Geburtstag des Kindes entfällt nämlich die Unterhaltsleistung des Sozialamtes, während unterhaltspflichtige Väter für ihre Kinder so lange aufkommen müssen, bis sie ihre Ausbildung oder ihr Studium abgeschlossen haben. Das kann sich schon mal bis zum 25. Lebensjahr hinziehen.
Und wer leidet unter der eingeschränkten Leistungszahlung des Sozialamtes beim Kindesunterhalt in Höhe und Dauer? Natürlich die alleinerziehende Mutter mit ihren Kindern. Sie gehören neben den Hartz-IV-Familien und den in Altersarmut lebenden Rentnern zu den abgehängten Menschen in unserer angeblich so sozial gerechten Gesellschaft. Die Folge ist eine neue Armut der Alleinerziehenden.
Deshalb frage ich Sie, liebe Manuela Schwesig: "Finden Sie es richtig, dass sich die Sozialämter beim Kindesunterhalt einfach "in die Büsche schlagen", aber andererseits in der Finanzkrise Banken mit rund 200 Milliarden Euro vom Staat gerettet wurden? Zählen Kinder in unserer vom Demographiewandel geprägten Gesellschaft einfach nicht, während Banken die Euros mit der Schubkarre hinterher gefahren werden? Sind Banken mehr wert als Kinder? Ist die Bankenbeschimpfung nicht angebrachter als die Väterbeschimpfung, wenn sie den Kindesunterhalt wirklich nicht zahlen können? Wann fordern Sie endlich, dass den Bankern anstatt den unterhaltspflichtigen Vätern der Führerschein entzogen wird?"
Dieser "offene Leserbrief" geht zur Kenntnis an BM Schwesig unter
Roland Klose, Bad Fredeburg