So weit, so gut. Aber, "der Großteil der Syrer, die vor dem Krieg in Syrien fliehen, ist noch gar nicht hier", so eine Aussage des heimischen CDU-Bundestagsabgeordneten Patrick Sensburg bei einer Veranstaltung im Bad Fredeburger Kurhaus vom 09.12.2015. Da stellt sich die berechtigte Frage: "Schaffen wir es wirklich, die vielen Flüchtlinge in unsere Gesellschaft und vor allem in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren?"
Viele Menschen vergleichen die derzeitige Flüchtlingssituation in Deutschland fälschlicherweise mit den Gastarbeitern, die ab 1955 aufgrund von sog. Anwerbeabkommen mit Italien, Spanien, Griechenland, Portugal, Türkei, Jugoslawien, Tunesien und Marokko verstärkt nach Deutschland kamen und zu dem sog. Wirtschaftswunder beigetragen haben. Bis 1973, dem Jahr der Ölkrise und des Anwerbestopps, wurden so innerhalb von 18 Jahren 2,6 Millionen Gastarbeiter in den deutschen Arbeitsmarkt integriert. Die Ölkrise führte jedoch dazu, dass im Jahr 1975 unter Bundeskanzler Helmut Schmidt die Zahl der arbeitslosen Menschen erstmalig die magische Grenze von einer Million überschritt. In Deutschland 2015 brummt die Konjunktur noch. Was passiert eigentlich mit der Integration von den Refugees der Welt, wenn Deutschland von einer Rezession erfasst wird?
Doch der Vergleich der Gastarbeiter mit den Flüchtlingen in Deutschland 21 hinkt. Warum? Die diesbezüglichen Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. So hatten wir z. B. in dem Jahr 1964, als Armando Rodrigues aus Portugal am 11.09.1964 als einmillionster Gastarbeiter zu uns kam und aus diesem Anlass ein Moped geschenkt bekam, nur 169.070 arbeitslose Menschen und 609.187 gemeldete offene Arbeitsstellen in Deutschland.
Im Jahr 2015, dem Jahr der Flüchtlingskrise, sieht es dagegen ganz anders aus. In Deutschland 2015 gibt es derzeit aktuell 2,63 Millionen arbeitslose Menschen, 4,37 Millionen Hartz-IV-Empfänger und nur 566.728 gemeldete offene Arbeitsstellen. Wie die über eine Million Flüchtlinge in 2015, deren Familienzuzug und die Flüchtlinge, welche ab 2016 noch zu uns kommen werden, innerhalb kürzester Zeit erfolgreich integriert werden können, bleibt angesichts dieser Zahlen das große Rätsel.
Roland Klose, Bad Fredeburg