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Weil ich geschrieben hatte, dass, wenn man die vor sich hin gammelnde „Landshut“ aus Brasilien rettet, auch mich in München retten sollte, haben mich viele Fragen erreicht, wie ich denn so etwas sagen könnte.

Hier also die ganze Geschichte, so gut ich sie, nach 40 Jahren, erinnere:

Die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts, waren geprägt vom Terror der roten Armee Fraktion (RAF) Der richtete sich in erster Linie gegen amerikanische Einrichtungen und „mächtige“ Menschen.

Die RAF ging nach einem Schema vor: Sie klaute Autos oder Motorräder und gleichzeitig Nummernschilder von anderen Autos oder Motorrädern. So waren die Tatfahrzeuge mit den damaligen Mitteln nur sehr schwer zu identifizieren und konnten für die Anschläge benutzt werden.

Das führte dazu, dass das Kabinett Schmidt zusammen mit dem BKA in allen Medien dringend Wirtschaft und Bevölkerung bat, eine Technik für ein diebstahl- und fälschungssicheres Kfz – Nummernschild bereit zu stellen.

Ich war damals 25 Jahre alt, hatte gerade mein Abitur am zweiten Bildungsweg hinter mir und hatte das Jura Studium angefangen.

Leider, aus heutiger Sicht, hatte ich dann eine Idee, wie man das Problem mit den Nummernschildern lösen könnte. Diese Idee war technisch aufwändig, aber machbar:

Ein besonderes Securitglas in Nummernschildgröße wurde mit der Nummer in den Zulassungsstellen bedruckt, in einen Rahmen gedrückt und am Auto (am LKW, am Motorrad) befestigt.

Dann ging der Zulassungsbeamte mit einem Automatikkörner an das Schild und zerstörte das Glas im Rahmen.

Das Ergebnis waren Millionen von Glasscherben (die so gebrochen waren, dass der Bundesadler in der Brechstruktur erschien) im Rahmen. Diese Scherben hatten eine drei dimensionale Wirkung, waren also fotografisch nicht nachbildbar, wobei die aufgedruckte Nummer vollständig erhalten blieb.

Wurde ein solches Nummernschild vom Auto entfernt oder irgendwie beschädigt, rieselte es einfach heraus.

Das Problem war gelöst.

Ich stellte die Lösung vor und ein Sturm brach aus. Der ging von hunderten Veröffentlichungen, über Fernsehshows bis ins Kabinett Schmidt. Gesichert beteiligt waren Herr Vogel, Herr Strauß und der damalige BKA Präsident Herold.

Der letzte Stand der behördlichen Behandlung der Idee war, dass ein Testlandkreis (Miesbach) bestimmt wurde, in dem eine festgelegte Zeit alle LKWs mit zwei Nummernschildern fahren sollten.

Dazu kam es nicht mehr:

Die Landshut war in Mogadischu.

Danach wanderten die Pläne in die Schubladen und jeder Versuch um Kontakt zur Lösung meiner Probleme wanderte ins Leere.

So blieb ich auf den Schulden, die das Projekt erzeugt hatte, sitzen.

Zur Erinnerung: ich war 25, mittelloser Student auf Bafög - Basis und hatte über diesen Blödsinn 200 000.—Mark Schulden. (Patentkosten, Entwicklungskosten. Das Glas z.B. mussten wir in Polen herstellen lassen, weil deutsche Firmen sich weigerten ein Glas mit verschiedenen Brechstrukturen zu liefern, usw.) Supi: Studienabbruch, Geld verdienen.

Jetzt wissen Sie, warum ich auch heute noch, wenn ich das Wort „Landshut“ höre, graue Haare über die Verantwortungslosigkeit deutscher Politiker kriege.

Und Sie wissen, warum ich meine, dass, wenn jemand die Landshut „rettet“, er auch mich retten sollte:

Der deutsche Staat sollte seine Aufträge bezahlen. Und nicht einen dummen Jungen dafür bluten lassen.

Vor allem dann nicht, wenn die Idee, auch heute noch, gut ist.

Michael Maresch

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