Frankfurter Rundschau vom 12.11.2013, Titel "Gema", nach Auskunft von Herrn Bronski, weiteres unbekannt
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Nirgendwo ist die Differenz zwischen Rechtswirklichkeit und geschriebenen nationalem Recht so deutlich zu erkennen wie bei dem Moloch GEMA.
Das Internet hat alle weltweiten nationalen Urheberrechte in einen Topf geschmissen und einmal umgerührt. Herausgekommen ist ein international rechtsfreier Raum, der in jedem Land durch nationales Recht anders eingeschränkt wird.
Weil auf der einen Seite alle der Meinung sind, dass die kreativen Geister weiter entlohnt werden müssen, auf der anderen Seite dafür eine wasserdichte Regelung weltweit erfolgen müsste, erleben wir im Augenblick die Entwertung des geistigen Eigentums: ein Kopierdorado.
Die GEMA tut nun so, als stellte sie sich dieser Entwicklung entgegen.
In Wahrheit handelt sie mit den überkommenen Gewohnheiten der Menschen. Jeder "Musikverbraucher" könnte sich nämlich die Rechte, die er bei der GEMA erwirbt, wenigstens EU-weit, aber auch weltweit (bei Ländern mit denen wir keine Handelsbeschränkungen haben) von irgendeinem Anbieter kaufen. Viel billiger. Und die GEMA würde, auch rechtlich, in die Röhre schauen.
Weil sie das weiß, plustert sie sich gegenwärtig auf. Wie sich Konzerne eben aufplustern, wenn sie merken, dass Ihnen die Märkte entschwinden oder dass Ihnen die nötigen Ressourcen ausgehen: Sie setzen Ihre alte Macht gnadenlos ein, um den Restmarkt auszuquetschen.
Wie anders ist zu erklären, dass sie sich erblöden selbst Kindergärten nicht auszunehmen?
Heute quetschen sie uns aus, mittelfristig wird sich ein weltweiter Anbietermarkt für Urheberrechte etablieren mit den ganzen Marktblasen wie wir sie vom Geld und den Börsen kennen: weltweites Zocken. Nur diesmal eben mit Urheberrechten.
Langfristig also, siehe Bänker, wird das weltweit reguliert werden müssen.
Dann wird es entweder keine GEMA oder kein freies Internet mehr geben.
Ich denke, wir werden alle gerne auf die GEMA verzichten.
Wir werden uns einen anderen, zeitgemäßeren Weg suchen müssen, unsere Kreativen zu entlohnen.
Wenn es bis dahin allerdings noch lange dauert, wird die GEMA sie schon alle, wenigstens die nicht so erfolgreichen, also die ganze Subkultur und den ganzen Mittelstand, abgemurkst haben: die GEMA schafft sich selber ab.
Was wiederum bedeutet, dass in der nächsten Zeit der unbezahlte Untergrund zum Träger der weltweiten Kultur wird.
Lacht oder weint mein Auge?
Michael Maresch