In den vergangenen Jahren verdichtet sich in mir immer mehr das Gefühl, nein die Furcht, besser noch der Zwiespalt, dass ich auf der einen Seite doch ein durchaus liberaler Mensch bin, auf der anderen Seite aber auch ein ästhetischer und dass ich diese beiden Ansprüche nicht mehr unter einen Hut bekomme. Ich denke so geht es Vielen. Wenn nicht einer Mehrheit. Aber niemand traut sich darüber zu reden.
Da sind zum Beispiel diese ganzen körperlich Behinderten im Fernsehen, sei es bei den Paralympics oder beim Verlesen von Glückszahlen oder, oder. Meine eine Seite sagt "Super, haben die endlich auch einmal ein Forum!", die andere aber mosert im Stillen "Um mir dieses Elend anzuschauen, brauche ich kein Fernsehen, da reicht ein Blick aus dem Fenster oder in mich hinein.". Und meistens schalte ich dann weg oder höre auf zu lesen.
Exakt das Gleiche geschieht mir regelmäßig mit den Homosexuellen. Ich kann mir, ich bitte um Verzeihung, schwul sein in der realen Ausübung nur als äußerst widerlich vorstellen, so dass ich mir, hervorgerufen durch die ständige Präsenz dieser Minderheit in den Medien und der Politik, bedrängt vorkomme. So als müsste ich mir irgendeine Perversion zulegen oder einen Fuß abhacken um weiter als normaler Mensch wahrgenommen zu werden.
Bin ich also gar kein Liberaler? Habe ich da rechtsradikales Gedankengut in mir? Ist es verwerflich, wenn ich Peter Altmeier nicht mag, weil er hässlich und unbeweibt ist und fürchterliches Zeug von sich gibt?
Nein, ich glaube nicht. Es ist einfach so, dass all diese Randgruppen, für deren Belange ich durchaus Verständnis habe, überrepräsentiert sind. Dabei habe ich auch Verständnis, dass diese Gruppen, wenn sie das erste mal in die Öffentlichkeit gehen wie weiland, berechtigt, Alice Schwarzer mit ihren Frauenrechten, oder heute die Muslime oder immer noch die Antiraucher oder schleichend die Zutätowierten, aber auch die Armen mit Brust- oder Lippenersatzteil, usw., nach vorne, ins Licht drängen.
Aber dann, nach einiger Zeit, wenn ihre Unterdrückungsproblematik beleuchtet und abgestellt ist, meine ich, muss es auch wieder gut sein. Dann reicht's. Dann raus aus der Öffentlichkeit, hinein in das normale, hoffentlich freiere Leben, auf dem Platz, der ihnen anteilmäßig zusteht. Und zwar bevor ihre überproportionale Repräsentanz den Kindern ein nachahmenswertes Vorbild wird.
Muss jetzt ich oder müssen die Medien zum Psychiater?
Michael Maresch