Berliner Kurier vom 14.04.2015 laut Genios.de. Mehr info nicht bekannt
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Seit sechs Jahren brülle ich wie am Spieß, dass man Bürgerrechte nicht einschränken darf, wenn es eine technische Lösung des betroffenen Problems gibt. Das Verbot, der gesetzlich vorgeschriebene Schutz des Bürgers vor sich selbst, muss ultima ratio, das letzte Mittel sein, wenn wirklich nichts anderes mehr hilft. Nur so kann die Demokratie erhalten werden.
2008 waren es die Raucher, denen man alle Gaststätten versperrt hat. Das war unverhältnismäßig und ist es noch, weil das Problem wie ich schon damals vorgeschlagen und erfolgreich praktiziert habe, einfach technisch lösbar gewesen wäre: durch höhere Gaststättenlizenzgebühren und vorgeschriebene Zugangskontrollen (Eintritt nur mit Karte).
2015, angesichts der Katastrophe der German Wings, sind schon wieder die Verbotspolitiker unterwegs. Diesmal wollen sie eines der höchsten Bürgerrechte kippen. Eines das unverzichtbar ist, wollen wir uns überhaupt noch Demokraten nennen: die Privatheit des eigenen Gesundheitszustandes. Wenn das in Frage gestellt wird, ist der Weg nicht mehr weit, ganze ungeliebte Volksgruppen zu "Kranken", gar zu "lebensunwertem Leben" zu erklären und sie, weil es modisch ist, öffentlich auszusperren.
Dabei ist auch das Problem "Depression am Arbeitsplatz Flugzeug" technisch lösbar: Es müssen nur die technischen Voraussetzungen und eine Institution geschaffen werden, die im Notfall, gegen den Willen der Besatzung, die Kontrolle des Flugzeugs von außen übernimmt, egal ob da Terroristen von außen oder Selbstmörder von innen die Sicherheit der Fluggäste gefährden.
9/11 oder jetzt German Wings - mit so einer weltweiten Flugüberwachungs- und Eingreifbehörde hätte es beides nicht geben müssen. Guantanamo wäre uns erspart geblieben und Millionen Menschen im nahen Osten würden noch leben.
Mit veröffentlichten Gesundheitsdaten aber wäre nichts geändert: Dann würden die Betroffenen einfach mehr davon verschweigen.
Und das Sterben setzte sich fort.
Es ist heute möglich Flugzeuge auch ohne Piloten notzulanden. Das, meine ich, Google, ist wichtiger als dein deppertes "Selbstfahrauto".
Michael Maresch
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