Frankfurter Rundschau vom 18.11.2013, laut Genios.de. Mehr INFO nicht bekannt
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BILD-Zeitung vom 16.11.2013, Seite 6, Titel: "Die 2 Gesichter des Bayern-Bosses"
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Wäre die Demokratie ein Krokodil, es käme aus dem Heulen nicht heraus.
Da wären zuerst die Tränen um den Ex - Präsidenten, über den schon alles ermittelt und brühwarm veröffentlicht wurde. Der schuldig sein kann aber eben doch nicht schuldig ist. Weil er als zu junger Mann, als aktiver Politiker auf einen Stuhl gesetzt wurde, der die Weisheit des elder Statesman dringend voraussetzt.
Schuld an der ganzen Misere ist also die Frau, die ihn auf diesem Stuhl, den er nicht füllen konnte, setzte. Die die Würde des Amtes ihrem korinthenkackerischen Parteienkalkül geopfert hat: Angela Merkel.
Jetzt aber kommt es wie es kommen muss: den kleinen, kleingeschlagenen Wulff hat man schon gelyncht und gehängt und die große, eher dickliche Ursache lässt man laufen und jubelt ihr zu.
Die nächsten Tränen stehen dem Herrn Schreiber zu.
Der Steuerhinterziehung überführt, jubelt er als Sieger in der Olympiade der Volksbetrüger: ist doch der Pfahl in seinem Fleisch der schlampigen Ermittlung zum Opfer gefallen, ist ausgeeitert worden und scheinbar verheilt, während die Mittäter in ihren Rollstühlen die Paralympiade ausfallen lassen dürfen.
Das mit den "Kleinen, die man hängt" ist hier besonders traurig: Man hängt das kleine Vergehen, die Steuerhinterziehung und lässt das große Vergehen, den Bestechungssumpf, laufen.
Ach ja, da sind dann noch die Tränen des Uli Hoeneß. Die passen nicht hier her: Krokodile weinen nicht um sich selbst. Und auf der Mitgliederversammlung des FC Bayern wie in den konspirativen Räumen der FIFA und des IOCs hat die Demokratie schon traditionell eh nichts zu suchen.
Und so heult das demokratische Krokodil nicht über Uli Hoeneß, es frisst ihn.
Michael Maresch, München
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