Im 20. Jahrhundert sind 185 Millionen Menschen durch Kriege gestorben, davon 25 Millionen nach Ende des Zweiten Weltkrieges, und es geht munter weiter. Nach 1945 haben sich alle Unterzeichner der Charta der Vereinten Nationen in der Präambel feierlich verpflichtet, fest entschlossen künftige Generationen vor der Geißel des Krieges zu bewahren, auch Deutschland mit seiner schwerwiegenden Mitschuld an der Verursachung zweier Weltkriege. Keine Nation hat sich an dieses völkerrechtlich verbindlich schriftlich niedergelegte Versprechen gehalten, auch Deutschland nicht. Die „künftigen Generationen“ werden auch weiterhin mit größter Unbefangenheit auf den Schlachtfeldern der Welt „verheizt“. Die Waffen exportierenden Länder der Welt – allen vor an die USA – sorgen dafür, dass rund um den Erdball pausenlos neue Voraussetzungen für militärische Auseinandersetzungen geschaffen werden. Der ganze Nahe Osten ist voller Flüchtlingslager und die ganze Welt voller Flüchtlingsströme.
Das politische Establishment der Welt hängt am großzügigen „Tropf“ der Spenden der Rüstungsindustrie, die in der Folge als Dank mit opulenten Rüstungsaufträgen und Waffenexportgenehmigungen rechnen kann, um die Schlachtfelder der Welt zu beliefern und endlose Flüchtlingsströme in Gang zu setzen, die niemand haben will. Sieben Milliarden Weltbürger lassen sich die Erzeugung dieses Elends von ihren Regierungen gefallen und machen sich zu Dienstleistern der den ganzen Erdball umgebenden hauchdünnen Gesellschaftsschicht der Aktionäre der Kriegsindustrie!
Das fortdauernde Kriegselend der Welt hat den Verfasser dieser Zeilen veranlasst, nach neuen Möglichkeiten der Konfliktlösung Ausschau zu halten. Die Digitalisierung ist ein Produkt des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Sie hat vieles möglich gemacht, woran man vorher nicht denken konnte. Autos, die sich ohne Fahrer durch den Verkehr bewegen, die Landung von Raumfahrzeugen auf Asteroiden, Drohnen ohne Piloten, gesteuert aus der Ferne. Die Meister der Digitalisierung könnten ihr Jahrhundertwerk krönen mit der Schaffung einer Software, mit der man internationale Konflikte löst, ohne dass eine Interkontinentalrakete in Marsch gesetzt wird, ohne dass eine Kanone ihre tödliche Ladung abfeuert, ohne dass eine Bombe von Menschenhand geschaffene architektonische Kostbarkeiten platt macht und ohne dass ein Schuss fällt. Wie wäre es denn damit?
Frau Bundeskanzlerin, steuern Sie doch bitte die deutschen Ausgaben für militärische Rüstung eines Jahres um zu einer technischen Denkfabrik, die den Auftrag erhält, eine Software für die gewaltlose Lösung internationaler Konflikte zu entwickeln – wofür bisher Bomben und Granaten verwendet worden sind! Welche Freude wäre das für die ganze Menschheit. Ihre Bemühungen, dem Friedensnobelpreis zu entgehen, würden dann wahrscheinlich vergeblich sein! Otfried Schrot