Für lupenreine Demokraten sind allgemeine, gleiche, freie und geheime Wahlen eine heilige Kuh. Der Aufstieg der Herren Trump, Bolsonaro und Johnson zu höchsten Ehren nach demokratischen Spielregeln wirft die Frage auf, ob diese Überzeugung der Weisheit letzter Schluss ist. Jeder Bäcker und jeder Lokomotivführer erhält eine gründlichere Vorbereitung auf seinen Beruf als der Präsident der Vereinigten Staaten, der lediglich die Fähigkeit besitzen muss, die Volksseele mit Hasstiraden und Lügen zum Kochen zu bringen. Alle Demokratien wären gut beraten, wenn sie für Bewerber um das höchste Staatsamt einen Kriterienkatalog aufstellen würden, und wenn überparteiliche Kommissionen an Hand dieses Kriterienkataloges die Kandidaten „abklopfen“ würden, bevor diese überhaupt zum Wahlkampf zugelassen werden.
Eigentlich sollte das schlechte Beispiel der „Schreihälse“, die den Zweiten Weltkrieg „angeschoben haben“ – Nichtskönner mit leistungsfähigen Stimmbändern – für die Menschheit bereits eine Lehre gewesen sein. Sie hat aber offensichtlich nicht ausgereicht.
Otfried Schrot