Die Entfernung zwischen Deutschland und Afghanistan beträgt 5000 Kilometer. Wir können Afghanistan nicht gerade als unser Nachbarland bezeichnen. Der Bundeswehr – Einsatz begann zusammen mit den US – Streitkräften im Jahre 2002 mit der Jagd auf Osama bin Laden, was eigentlich eine Aufgabe für Interpol gewesen wäre, denn nicht der Staat Afghanistan hatte den Staat USA angegriffen, sondern eine Räuberbande.
Der Einsatz hat nun 17 Jahre gedauert, 16 Milliarden Euro verschlungen und 58 Tote gekostet. Ergebnis: es geht in Afghanistan weder vor noch zurück. Wie hoch sollen die deutschen Verluste in Afghanistan noch werden, wie lange soll der Einsatz noch dauern, wie viel soll er noch kosten? Deutschland hätte die im afghanischen Wüstensand investierten 16 Milliarden Euro ebenso gut im eigenen Lande für Bildung, Verkehrsinfrastruktur und Soziales verwenden können. Weshalb müssen Soldaten aus dem 5000 Kilometer entfernten Deutschland und aus den 12 000 Kilometer entfernten USA für die innere Sicherheit in Zentralasien sorgen? Weshalb können das nicht genauso gut die unmittelbaren Nachbarn tun: Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, China, Indien, Pakistan? Haben die unmittelbaren Nachbarn nicht ein viel vitaleres Interesse an sicheren Verhältnissen „bei ihrem kranken Bruder in ihrer Mitte“ als Staaten auf der anderen Seite des Erdballes? Weshalb ist der „weiße Mann“ wirklich in Afghanistan? Haben wir es hier mit einem „Ausläufer des spätkolonialen Zeitalters“ zu tun? Wird das Land am Ende unter dem Deckmantel des Krieges klammheimlich wirtschaftlich ausgebeutet? Afghanistan ist voller Rohstoffe.
Die Bundeskanzlerin profitiert von der Gleichgültigkeit der Deutschen, die sich an den Krieg in Afghanistan gewöhnt haben, andernfalls hätte sie unter dem Druck der Öffentlichkeit zu den zahlreichen unbequemem Fragen dieses Leserbriefes längst Stellung beziehen müssen. Sie sollte das Versäumte nachholen und den deutschen Steuerzahlern in einer Fernsehansprache zu den aufgeworfenen Fragen Auskunft geben.
Otfried Schrot