Bundespräsident Steinmeier hat auf dem Evangelischen Kirchentag in Dortmund dazu aufgerufen, die digitale Welt neu zu gestalten.
Herr Bundespräsident, das reicht nicht, die Zeit ist überreif, die ganze Welt bis in jeden Winkel neu zu gestalten. Als die Charta der Vereinten Nationen 1945 beschlossen wurde, sollte alles besser werden, vor allem hatten die Regierungen der Jugend der Welt versprochen, keine Kriege mehr führen zu wollen. Stattdessen ist die politische Ordnung der Welt verlottert und verkommen. Jeder Depp, der von einer hasserfüllten, lärmenden Menge in ein Präsidentenamt gewählt worden ist, kann, wenn ihm das Frühstücksei nicht geschmeckt hat, einen Atomkrieg vom Zaune brechen.
Wir brauchen dringend einen engmaschigen Rechtsrahmen für die ganze Welt, in dem festgelegt wird, wie Individuen, Gruppen und Staaten künftig miteinander umgehen sollen, wie wir mit unserem Klima umgehen wollen, wie wir mit unserer Umwelt umgehen wollen und wie wir mit dem Internet umgehen wollen. Diesen Rechtsrahmen bezeichne ich als die künftige „Verfassung der Menschheit“, die dringend benötigt wird, um die „versteinerte“ Charta der Vereinten Nationen von 1945 bald abzulösen, in der das Wort „Internet“ nicht einmal vorkommt.
In Anbetracht der Schwierigkeiten, die dem „europäischen Management“ in Brüssel die Einigung auf die personelle Besetzung der Spitzenpositionen bereitet, erscheint es geboten, bevor mit den Arbeiten an der „Verfassung der Menschheit“ begonnen wird, ein Verfahren zu beschließen, mit welchem sich die Menschheit auf den Text der Weltverfassung einigt.
Herr Bundespräsident, ich appelliere an Sie, vor die Generalversammlung der Vereinten Nationen zu treten und diese zu bitten, den Beschluss zu fassen, eine „Verfassung der Menschheit“ als Grundlage für das friedliche Zusammenleben der Völker im 21. Jahrhundert auszuarbeiten, die in spätestens drei Jahren anstelle der nicht mehr zeitgemäßen „Charta der Vereinten Nationen“ in Kraft tritt.
Damit das Werk auch von Dauer ist, es erforderlich, dass die Mitgliedsnationen der UNO einen internationalen Vertrag schließen, in dem sie sich verpflichten, die Eidesformeln der Nachfolger der Vertragsunterzeichner so umzuarbeiten, dass diese sich beim Amtsantritt verpflichten, die von ihren Vorgängern geschlossenen internationalen Verträge zu erfüllen, damit nicht noch einmal Hohlköpfe daher kommen, die aus einem internationalen Vertrag nach dem anderen aussteigen, weil sie in ihrem lautstarken Dilettantismus alles besser wissen, obwohl sie von nichts eine Ahnung haben.
Herr Bundespräsident, bitte handeln Sie! Die Menschheit wird es ihnen danken. Otfried Schrot