Erstaunliches ist geschehen: der Präsident der Vereinigten Staaten, Joe Biden, der Xi Jinping noch vor wenigen Monaten öffentlich als einen Mann bezeichnet hat, der keinen demokratischen Knochen im Leibe hat, hat sich dazu bereit gefunden, mit diesem Mann eine dreieinhalbstündige Videokonferenz abzuhalten. Beide haben einander vor einer Konfrontation gewarnt – die bereits seit langem besteht, nur noch nicht in einen Krieg entartet ist, weil beide Politiker offensichtlich noch über einen Rest von Besonnenheit verfügen.
Wie kann eine solche Konfrontation zu einem guten Ende kommen, wenn beide Männer die Kontrolle über ihre Vernunft behalten?
1.)Möglichkeit 1: die USA und China tragen ihren Konflikt zum Internationalen Gerichtshof, von dem beide zur Selbstjustiz neigenden Staaten wenig halten, und beugen sich dessen Urteil,
2.)Möglichkeit 2:Der Generalsekretär der Vereinten Nationen wählt eine überparteiliche international bekannte und angesehene Persönlichkeit, die von den USA und China akzeptiert wird, als Vermittler aus mit dem Auftrag, zwischen den Eckpunkten der beiden Standpunkte der Konfliktparteien eine „gesichtswahrende Kompromisslösung“ zu finden, mit der sich China und die USA gleichermaßen zufrieden geben können.
Sollten die Parteien beide Vorschläge verwerfen, so bleibt nur die Hoffnung, dass der künftige deutsche Außenminister ein „neuer Bismarck“ sein wird, der über eine so überragende politische Genialität verfügt, dass ihm eine perfekte Lösung für den fernöstlichen Konflikt einfällt, welche die USA, China und die UNO mit großer Zufriedenheit akzeptieren.
Otfried Schrot