Endlich ist es mal wieder soweit, Deutschland steht im Focus der "Vergangenheitsbewältiger"! Diesmal erfoltgt die Attacke gegen uns aus Richtung Griechenland. Wir erinnern uns: Vor nicht allzulanger Zeit ging es um die sog. Raubkunst; Auslöser war der Fall Gurlitt, in welchem mit der historischen Wahrheit recht großzügig umgegangen wurde.
Wer damals die Medienberichte über den Fund von ca. 1500 verschollen gelaubter Gemälde in München verfolgt hat, konnte meinen, die Kunstwerke - von Picasso bis Chagall, von Beckmann bis Nolde - ,die während des sog. Dritten Reiches in Deutschland und in den von den Deutschen besetzten Ländern Europas verschwunden sind, seien fast ausschließlich in jüdischem Privateigentum gewesen. Aber dem war nicht so! Abgesehen davon, dass solche Kunstwerke in jedermann zugängliche Museen und nicht in die Nobel-Behausungen einiger reicher Privatleute, egal, ob Juden oder Nicht-Juden gehören: Sie zählen - um hier ein Kernprinzip des Weltraumrechts zu bemühen - zum "common heritage of mankind", zum gemeinsamen Erbe der ganzen Menschheit.(siehe Artikel 11, Absatz 1 des Mondvertrages von 1979). In diesem Zusammenhang kommt sogar dem Satz des französischen Revolutionärs und Anarchisten Jaques Pierre Brissot, wonach Eigentum Diebstahl ist, durchaus eine gewisse Berechtigung zu (la propriété c'est le vol).
Dass u.a. der "Eberswalder Goldschatz", der größte Goldfund aus der Bronzezeit, als Kriegsbeute der Sowjets heute im Puschkin-Museum in Moskau lagert und dass in der Beutekunst-Ausstellung in der Eremitage von St.Petersburg rund 600 in Deutschland geraubte Künstschätze zu besichtigen sind, hat in der seinerzeitigen "Raubkunst"-Berichterstattung ebensowenig Erwähnung gefunden, wie die Tatsache, dass nicht nur die Soldaten der Roten Armee in ihrem Besatzungsgebiet geplündert, sondern auch die amerikanischen GI gestohlen haben, was sie konnten, so z.B. Teile des Quedlinburger Domschatzes. Ebenso tauchten Kunstgegenstände aus ehemals jüdischem Besitz, deren Verschwinden man jahrzehntelang den Deuschen angelastet hatte, in amerikanischen Museen auf. Der US-Kongress hat sogar ein eigenes Gesetz verabschiedet, welches die amerikanische Kriegsbeute - also auch die "Raubkunst" - vor etwaigen Rückforderungsansprüchen schüzt! Bezeichnenderweise verpflichtet die sog. Washingtoner Erklärung (Washington Principles) vom Dezember 1998 von den 44 Signatarstaaten und den beteiligten jüdischen Opferverbänden aber nur Deutschland zur Rückgabe dieser Kriegsbeute. Der auch im Völkerrecht geltende Gleichheitsgrundsatz scheint hier nicht zu interessieren.
Jetzt sieht sich Deutschland Ansprüchen aus Griechenland ausgesetzt und auch hierbei werden geschichtliche Tatsachen hemmungslos verfälscht und unterdrückt. Ich jedenfalls habe im Zusammenhang mit den jüngsten griechischen Forderungen gegenüber Deutschland noch in keiner Gazette gelesen, dass nicht die Deutschen im Zweiten Weltkrieg Griechenland überfallen haben, sondern Italien und Bulgarien; und erst als dieser Angriff kläglich zu scheitern drohte, mußte Hitler seinem Verbündeten Mussolini zwangsläufig zu Hilfe kommen. Danach war Griechenland in eine italienische, eine bulgarische und eine deutsche Besatzungszone aufgeteilt; auch das scheint heute vergessen zu sein (Italien hält sich in der Debatte um die Griechenland-Hilfe wohlweislich zurück!). Den griechischen Staatsschatz, das "Gold" von dem jetzt immer wieder die Rede ist, hatte man übrigens schon zu Beginn der italienisch-griechischen Auseinandersetzung größtenteils nach London in Sicherheit gebracht. Den Rest führten König Georg II. von Griechenland und seine Entourage als "kleine Wegzehrung" bei ihrer Flucht auf einem britischen Zerstörer nach Alexandria/Ägypten mit sich (in der Nacht zum 24. Mai 1941); schließlich kostet ein standesgemäßes Leben im Exil eine Menge Geld.
Vielleicht würde die Kenntnis dieser historischen Faktenlage die neue griechische Regierung zu einem etwas moderaterem Auftreten gegenüber Deutschland veranlassen und eine weitere Eskalation des unsinnigen Streites zwischen Griechenland und uns verhindern. Zu wünschen wäre es!
Dr. Werner J. Leitmeier
Ingolstadt
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