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„Leistungen der Pflegeversicherung decken die tatsächlichen Kosten schon längst nicht mehr ab“, ist häufig zu hören!
Meinung des Leserbriefschreibers:
Es ist doch kein Wunder mehr, dass die Preise in den Pflegeeinrichtungen so in die Höhe schießen. Eigenartigerweise kamen die Einrichtungen allesamt vor Einführung der gesetzlichen „Pflegeversicherung“ auch aus. Die Personalkosten waren früher, wie auch heute noch der kostenintensivste Faktor, das ist unbestritten. Doch die Mitarbeiter selbst stecken den geringsten Teil der „Personalkosten“ ein. Unbestritten ist auch, dass nach Einführung der staatlichen Pflegeversicherung, die meines Erachtens ihre Bezeichnung nicht mehr verdient, die jeweiligen Einrichtungen entsprechend dem Pflegegrad kräftig zugreifen.
Hinzu kommt, dass es sich die Pflegeeinrichtungen allmonatlich zum Volkssport gemacht haben, den Pflegebedürftigen in ihren Einrichtungen, reihum „Investitionskosten“ aufzudonnern. Mit welcher Berechtigung und Begründung darf man hier die Frage stellen? Die meisten Pflegeeinrichtungen rangieren vollmundig immer unter dem Deckmantel „Soziale Einrichtungen“, sind steuerbegünstigt auf vielen Ebenen. Die Investitionskosten werden steuerlich geltend gemacht. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtungen zahlen jedoch immer den vollen Investitionsbetrag. Wo fließt das Geld der Investitionen hin, wer sackt es ein? Hinzu kommt, dass die wenigsten Investitionen für die Menschen der Einrichtungen tatsächlich sichtbar stattfinden. Weiters kommt hinzu, dass die Pflegeinrichtungen ihren Bewohnern allmonatlich „Ausbildungskosten“ für das Personal aufrechnen. Traurigerweise kommt derzeit dazu, dass die Heimentgelder heuer unter Vorgabe von "Corona" nochmals und zusätzlich gewaltig angehoben wurden. Angeblich, um die Mitarbeiter besser zu entlohnen!
Durch die gesamte Preispolitik der Einrichtungen verschiebt sich, wenn die Rente des Bedürftigen nicht mehr ausreicht, -was meistens der Fall ist- in Richtung Sozialhilfeträger. Bedeutet, dass das Sozialamt für die offenen Differenzbeträge plus geringem Taschengeld allmonatlich einzuspringen hat. Die Kosten trägt KEINE Pflegeversicherung, sondern wir Steuerzahler. Wo ist hier die Berechtigung einer Pflegeversicherung? Ich finde, dass das Monster „Pflegeversicherung“ nur wieder einen Wust an Verwaltungs- und Bürokratieaufwand, sowie Gelder verschlingt, den Pflegebedürftigen nicht zu Gute kommt, wie es der Name ausdrücken sollte.
Nachbemerkung: Es käme uns Steuerzahlern, wie auch den Krankenkassen und der Pflegeversicherung wesentlich billiger, wenn eine häusliche Pflege durch die Angehörigen sichtbarer und gebührender vergütet würde. Meistens sind die Ehepartner und die Kinder diejenigen, die teilweise unter schweren zeitlichen und finanziellen Aufwänden ihre Angehörigen daheim pflegen. Dieser Umstand muss sich ändern, die häusliche Pflege muss besser gefördert werden. Die Pflege daheim könnte man dann als „würdevolles Altern und Pflegen“ bezeichnen. Die heutigen Gepflogenheiten, speziell in den Einrichtungen, kann man nicht mehr mit „würdevoll“ betiteln. Zum Ausdruck "würdevoll" sollte auch die Anerkennung dazu kommen. Anerkennung der Lebensleistung der Betroffenen, auch uns Kindern und sonstigen Angehörigen gegenüber. Leider werden diese Bedürftigen von vielen Jüngeren als "überflüssig, altmodisch, kostenverursachend" bezeichnet!
Alois Sepp